George
Antheil Geb. 1900 in Trenton, New
Jersey (USA) Studien bei Constantin von
Sternberg und Ernest Bloch
1922: Übersiedlung
nach Europa. Wirkt als Pianist und Komponist
1926: Uraufführung
des "Ballet Mécanique" in Paris
1933: Rückkehr nach
Amerika; Schreibt Ballett- und Filmmusik
1936: A. lässt
sich in Hollywood nieder
1959: Gest. in New York
Mécanique
No.1
Diese Komposition, die meines
Wissens in keinem Werkverzeichnis Antheils aufgeführt ist, wurde vor
wenigen Jahren von dem Pianisten Marc-André
Hamelin in den USA als Lochstreifen entdeckt. Die Datierung (1920)
lässt vermuten, dass es sich um Antheils erste Komposition
für Selbstspielklavier handelt. Das musikalische Material wurde später
im zweiten Satz "Snakes" seiner Klaviersonate "Sonata Sauvage" (1922/23)
verwendet. Mécanique No.1 ist dem Genre der Maschinenmusik zuzurechnen:
Maschinenhaft stampfende Akkorde werden überlagert von einem immer
schneller ablaufenden Räderwerk. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt
es sich um ein Fragment.
Ballet
Mécanique
Um 1923 begann Antheil mit
der Komposition seines Ballet Mécanique, das sein elementarstes,
kraftvollstes und auch bedeutendstes Werk werden sollte. Es war ursprünglich
als Begleitmusik zu einem maschinenhaft ablaufenden abstrakten Film von
Dudley Murphy und Fernand Léger geplant. Die erste Fassung für
16(!) Pianolas scheiterte an der Unmöglichkeit, die Instrumente zu
synchronisieren. Er schrieb das Werk daraufhin um für ein Pianola,
zwei Klaviere, Schlagzeug, Telefonklingel, Sirene und Flugzeugmotoren.
In dieser Instrumentierung erlebte es 1926 die emphatisch gefeierte Uraufführung
im "Théatre des Champs Elysées" in Anwesenheit von James
Joyce, Ezra Pound, Darius Milhaud, Ernest Hemingway, Nadja Boulanger,
Marcel Duchamp und vielen anderen. Die amerikanische Erstaufführung
1927 in der Carnegie-Hall führte hingegen zu einem der größten
Skandale der Musikgeschichte. Antheil benutzt das Player Piano vorwiegend
perkussiv. Harte Dissonanzen, chromatische Cluster, Akkordballungen mit
über 30 gleichzeitig angeschlagenen Tönen, variable Metren, ragtime-artige
Sequenzen und permanente Wiederholungen unterstreichen die Maschinenästhetik.
1996 wurde das Werk in einer Fassung für zwei synchronisierte Player
Pianos (J.H.), zwei Pianisten, Schlagzeug, Telefonklingeln u.a. unter der
Leitung von Franz Lang aufgeführt (Trossingen, Baden-Baden, Freiburg,
Völklingen, München). 1999 folgte eine Fassung für zwei
Player Pianos, sechs Pianisten, Schlagzeug u.a. mit dem Ensemble Modern
unter Peter Rundel (Wien, Köln, Frankfurt, Berlin, London). 1953 arbeitet
Antheil das Werk nochmals um, wobei er auf das Pianola verzichtete und
alle radikalen Stellen "entschärfte".
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