Marc-André Hamelin
wurde 1961 in Montreal/Kanada
geboren. Er studierte an der Vincent-d'Indy School of Music in Montreal
und an der Temple University in Philadelphia/USA. Seine wichtigsten Lehrer
waren Yvonne Hubert, Harvey Wedeen und Russell Sherman.
Marc-André Hamelin
wird von der Fachwelt als bester kanadischer Pianist seit Glenn Gould anerkannt.
Nach seinem triumphalen Sieg 1985 beim Carnegie Hall American Music Competition
wurde er von Harold Schonberg, dem Klavierpapst der New York Times, als
"Super-Virtuose" bezeichnet.
Nicht zuletzt wegen der
Auswahl meist selten gespielter höchst anspruchsvoller Werke gilt
Marc-André Hamelin als absoluter Klavierexzentriker. Sowohl seine
Konzertauftritte als auch seine CD-Einspielungen gestalten sich zu einer
wahren Entdeckungsreise für den Zuhörer. Werke von Alkan, Godowsky,
Bolcom, Ives, Wolpe und Sorabji befinden sich ebenso in seinem Repertoire,
wie die von Bach, Chopin, Liszt, Mozart, Schubert, Schumann, Scriabin und
Rachmaninoff.
Seine CD-Einspielungen wurden
mit zahlreichen Preisen honoriert. So erhielt er 1992 für das Eckhardt-Gramatté-Album,
1994 für Alkans "Concerto für Klavier solo", 1996 für die
Einspielung sämtlicher Sonaten Scriabins, 1997 für das noch vorhandene
Klavierwerk Nikolai Roslavets und 1998 für die CD „The Composer Pianists“
den "Preis der Deutschen Schallplattenkritik". Für Alkans "Grande
Sonate" und "Le Festin d'Esope" erhielt er den kanadischen "Juno Award
1996" für die beste Klassik-CD der Sparte Klavier. Diese CD wurde
auch mit dem "Cannes Classical Award" ausgezeichnet.
Hamelin steht exklusiv bei
dem Label Hyperion unter Vertrag. Im Frühjahr 2000 sind CDs mit der
Einspielung von Busonis Klavierkonzert und von Godowskys Transkriptionen
der Chopin-Etüden erschienen.
Paul Lenz
Circus
Galop und Pop Music?
Ich bin mit einem Player
Piano aufgewachsen, denn meine Großeltern besaßen ein solches
Instrument. Immer wenn ich sie besuchte, war es die größte Freude
für mich, ihre Rollensammlung zu durchstöbern, und ich spielte
mit Hilfe der Fußpedale bis zur völligen Erschöpfung ein
Musikstück nach dem anderen.
In späteren Jahren
hörte ich von Nancarrow und seiner wunderbaren Art, dieses Medium
zu nutzen und ich glaube, der Wunsch, für ein Player Piano zu schreiben
entstand, als ich meine erste Nancarrow-Schallplatte kaufte. Aber erst
1991, als ich erstmals Jürgen Hocker besuchte und dabei sein riesiges
Musikrepertoire für das Player Piano entdeckte, nahm der Wunsch, für
dieses Instrument zu schreiben, Gestalt an, und die ersten Skizzen des
Circus
Galop entstanden unmittelbar nach diesem ersten Besuch.
Das Stück ist in jeder
Hinsicht maßlos übersteigert, was unter anderem zur Folge hat,
dass es viel mehr Noten enthält, als das pneumatische System
eines Player Pianos spielen kann, so dass die Komposition auf zwei
Player Pianos verteilt werden musste. Jeder Zuhörer möge seiner
Fantasie freien Raum lassen, obwohl der (kanonische) Mittelteil den Aufbau
einer schwankenden menschlichen Pyramide darstellen soll. Die Coda stellt
ebenfalls eine menschliche Pyramide dar, diesmal schwankt sie mit jeder
hinzukommenden Person immer mehr und endet in einem verhängnisvollen
Zusammenbruch.
Der Ursprung der Inspiration
für Pop Music? Es war unser hiesiger Eiscrem-Wagen, der dieses Lied
(das Volkslied ‘Pop goes the weasel’) unablässig spielte. Dies führte
bei mir zu einer Obsession: das Lied ging mir nicht aus dem Kopf und es
bekam dabei sogar einige Verzierungen (oder ‘Verunzierungen’ - je nach
Standpunkt des Betrachters)! Der letzte Teil, in dem sich verschiedene
Elemente bis zur völligen Sättigung übereinander schichten,
wäre ohne Nancarrows Musik nicht möglich gewesen.
Marc-André
Hamelin
(Deutsch von Jürgen Hocker)
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