Steffen Schleiermacher
Geboren 1960 in Halle, seit
1966 Klavierunterricht, von 1968 bis 1978 Mitglied im Stadtsingechor Halle.
1978 Abitur, von 1980 bis 1985 Studium an der Musikhochschule ”Felix Mendelssohn-Bartholdy”
Leipzig in den Fächern Klavier (Gerhard Erber), Komposition (Siegfried
Thiele, Friedrich Schenker) und Dirigieren (Günter Blumhagen). 1986/87
Meisterschüler an der Akademie der Künste Berlin bei Friedrich
Goldmann (Komposition). Seit 1988 freischaffend in Leipzig tätig.
1989/90 Zusatzstudium an
der Musikhochschule Köln bei Aloys Kontarsky (Klavier). 1989 Gründung
des Ensemble Avantgarde.
Seither Konzert- und Vortragsreisen
durch viele Länder Europas, Amerikas und des Fernen Ostens, dazu zahlreiche
CD-Aufnahmen bei verschiedenen Firmen (Hat Art, cpo, ITM, Wergo, Musikproduktion
Dabringhaus & Grimm).
1985 Preis beim Gaudeamus-Wettbewerb
,1986 Kranichsteiner Musikpreis, 1988 Mendelssohn-Stipendium des Ministeriums
für Kultur der DDR, 1989 Hanns-Eisler-Preis des Rundfunks der DDR
für ”Konzert für Viola und Kammerensemble”.
1989/90 Stipendium des Deutschen
Musikrates, 1991 Preis der Christian und Stefan Kaske Stiftung München,
1992 Schneider-Schott-Preis der Stadt Mainz (mit dem Ensemble Avantgarde),
1992/93/94/97 Kompositionsstipendien der Stiftung Kulturfonds, 1992 Stipendium
für die Deutsche Akademie Villa Massimo Rom, 1997 Stipendium der Japan
Foundation für einen mehrmonatigen Studienaufenthalt in Japan. 1999
Stipendium für einen halbjährigen Aufenthalt in der Cité
des Arts Paris.
Steffen Schleiermacher arbeitet
als Pianist, Komponist, Dirigent, Musikdramaturg und Organisator von Festivals
für zeitgenössische Musik.
Seit 1996 arbeitet er u.a.
an der Gesamteinspielung des Klavierwerkes von John Cage. Die bisher erschienen
CD’s erhielten in Italien, Frankreich, den USA und in Deutschland (u.a.
Echo Klassik 98 und 99) zahlreiche Preise.
Steffen Schleiermacher
‘Four
Pieces for player piano and prepared player piano’
‘Four Pieces for player
piano and prepared player piano’ entstanden 1999 auf Anregung von Jürgen
Hocker. Kennengelernt habe ich die Möglichkeiten des Player Pianos
natürlich durch die Beschäftigung mit den Kompositionen von Conlon
Nancarrow (vor allem das Anhören!). Meine Idee war es nun, einerseits
die Möglichkeiten des Player Pianos (durchaus augenzwinkernd) zu nutzen,
andererseits aber auch die Klangfarben durch Präparation zu verändern,
so dass quasi ein unpräpariertes Player Piano einer Art ‘Percussion
Player Piano’ gegenübersteht. Die Präparierung für alle
4 Stücke bleibt gleich, jedes der Stücke nutzt nur andere Möglichkeiten
bzw. Klangverbindungen.
Natürlich habe ich
vor allem die Aspekte Geschwindigkeit und rhythmische (metrische) Präzision
beim Komponieren im Blick (im Ohr) gehabt, der maschinelle Charakter der
Stücke, der zuweilen gar an Techno erinnern könnte, erschien
mir allerdings beim Komponieren eben für eine Maschine als durchaus
sinnvoll.
Zu Björks://prep@ared
pl@yer pi@no p@ir pop p@s@c@gli@ hat mich natürlich das Anhören
einer CD der isländischen Pop-Ikone angeregt - es ist aber kein Versuch
des Adaptierens eines bestimmten Titels oder gar der Stimme von Björk.
Über einem zwischen Stottern und Stampfen wechselnden ‘Techno-Baß’
(drums & bass) etabliert sich in mehreren Versuchen eine eher schlicht
harmonisierte Melodie, die immer wieder unterbrochen wird durch wilde (jazzige?)
Einschübe, percussive Repetitionen und auch einer augenzwinkernden
Hommage an Ligetis Klavieretüden. Seltsame Symbiosen!
The Young
DJ at the Old Academy
wechselt zwischen metrischer Schlichtheit (die allerdings hie und da etwas
aus dem Gleis kommt vor lauter Gradlinigkeit) und konfusem Treiben mit
hohem Dichtegrad und geringer Überschaubarkeit. Auch wenn sich beide
Elemente paaren, wird die Situation nicht wesentlich klarer, die Schlichtheit
gibt auf und zieht sich zurück, das konfuse Treiben strauchelt und
löst sich in Wohlgefallen auf. Und am Ende ein richtiger Schluss!
The Loneliness
of the Key in the Lock
ist dem Schlüsselbund gewidmet. Das kurze Intermezzo verfolgt nur
eine einzige Idee: Die ‘feindliche Übernahme’. In die Idylle (naja?)
des unpräparierten Klaviers fallen bald die ersten Schatten, bis das
präparierte Klavier sich zunehmend einmischt, alles überlagert,
schließlich das unpräparierte völlig verdrängt und
am Ende als Sieger doch nichts anderes macht als das unpräparierte
am Anfang. Ein irgendwie bekannter Vorgang?
Black
Beauty’s Clockwork hat nichts mit dem Jung-Mädchen-Pferdchen zu
tun. Glaube ich. In diesem etwas komplexeren Stück sind nach und nach
verschiedene rhythmische und metrische Ebenen übereinander getürmt:
Am Anfang vertreibt ein ständig wechselndes schnelles Ostinato jeden
Gedanken an heimeligen Viervierteltakt, der nichts desto trotz versucht,
sich mit einer ziemlich einfältig daherkommenden Melodie zu etablieren.
Auch ‘drums & bass’ aus Björks p@s@c@gli@ meldet sich kurz zu
Wort - zwar im falschen Tempo, doch der Wille stehe für die Tat, diverse
Verzier- und Dichtungselemente verschönern dann noch das Chaos...
Nach einer wilden Cluster-Schlacht (der show down at high noon) endet alles
in einem lustigen (?!) Kehraus - wir tun, als sei nichts gewesen und machen
einfach so weiter!
Steffen Schleiermacher
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