György Ligeti
Geb. 1923 in Dicsöszentmárton
in Rumänien
1941-1943: Kompositionsstudien
bei Ferenc Farkas in Klausenburg
1945-1949: Studien bei Sándor
Veress in Budapest
1950-1956: Dozent an der
Musikhochschule Franz Liszt in Budapest
1956: Flucht aus Ungarn
und zunächst Übersiedlung nach Köln (Arbeit im Studio für
elektronische Musik des WDR), später nach Wien und Hamburg
Erhielt zahlreiche Auszeichnungen
und Preise
György Ligeti trifft
mit Jürgen Hocker in der Kölner Philharmonie die letzten Vorbereitungen
zur Uraufführung einer seiner Klavieretüden für Player Piano.
1992.
Foto: Louise
Duchesneau
György Ligeti und
das Player Piano
Nancarrows wegweisende Neuerungen
blieben nicht ohne Folgen. György Ligeti, der erstmals 1980 die Bekanntschaft
mit Nancarrows Studies for Player Piano machte, war fasziniert von der
temporalen Vielschichtigkeit dieser Musik. 1982 schreibt er überschwänglich
an einen Freund: "After the few Player Piano Studies of Nancarrow, I
listened to, I affirm with all my serious judgement that Conlon Nancarrow
is the absolutely greatest living composer. If J.S. Bach would been grown
up instead with the protestant choral with blues, boogie-woogie and latine-american
music, he would have composed like Nancarrow, i.e. Nancarrow is the synthesis
of American tradition, polyphony of Bach and elegance of Strawinsky, but
even much more: he is the best composer of the second half of this century".
Während Nancarrow seine Musik dem Player Piano anvertraut, das auch
die komplexesten Zeitverhältnisse, unspielbare Geschwindigkeiten und
komplizierte Griffe klaglos ausführt, bevorzugt Ligeti den lebenden
Interpreten und geht hierbei nicht nur an die Grenze des zur Zeit möglichen
- er überschreitet diese Grenze mitunter. Ligeti wünschte eine
Übertragung der für Interpreten geschriebenen Klavieretüden
No. 1, 3 und 7-13 auf das Player Piano. Diese Versionen versteht er als
eigenständige Formen und als eine "Hommage" an Nancarrow, die keine
Konkurrenz für die Interpretation durch einen Pianisten darstellen
sollen. Ligetis Continuum ist wegen seiner hohen Komplexizität nur
auf einem zweimanualigen Instrument aufführbar und deshalb in seiner
ersten Fassung für Cembalo konzipiert. Die Wiedergabe durch zwei präzise
synchronisierte Player Pianos eröffnet auch bei dieser Komposition
neue Klangperspektiven.
Étude 14
A. "Colona Fara Sfarsit"
(Bearbeitung für Player
Piano: Francis Bowdery)
Ligetis Klavieretüden
dürfen als konsequente Weiterentwicklung der Etüdentradition
von Chopin, Liszt, Brahms und Rachmaninoff gesehen werden. All diese Komponisten
gingen an die Grenzen des zu damaliger Zeit manuell möglichen. Dies
trifft in ganz besonderem Maße auch auf die Klavieretüden von
Ligeti zu, die - wie er gerne zugibt - von den unspielbaren "Studies for
Player Piano" Nancarrows beeinflußt sind. Ähnlich wie bei Nancarrows
"Studies" liegen die Schwierigkeiten bei Ligetis Etüden häufig
im temporalen Bereich: mehrere Stimmen scheinen sich in unterschiedlichen
Geschwindigkeiten zu bewegen. Obwohl für lebende Pianisten geschrieben,
wünschte Ligeti ausdrücklich die Übertragung einiger seiner
Etüden auf das Player Piano. Durch die dadurch erzielbare hohe Geschwindigkeit
und Gleichmäßigkeit des Anschlags treten temporale Überstrukturen
besonders deutlich hervor. Bei einigen Etüden regte Ligeti sogar "unspielbare"
Bearbeitungen an: Oktavvervielfachung und Füllstimmen bis zur Nutzung
der gesamten Klaviatur, extremes Legato oder schnelle Stakkato-Passagen
im Pianissimo liegen jenseits der manuellen Möglichkeiten eines Pianisten.
Die extremen technischen
Schwierigkeiten der 14. Etüde bewogen Ligeti, zwei Fassungen dieses
Werkes zu schreiben: eine Version für Player Piano und eine weniger
schwere Version für Pianisten. Ligeti schreibt hierzu: "Die Étude
13 A [diese Etüde wurde später von Ligeti in 14A umnummeriert]
ist die erste Fassung der Étude 13 für Klavier. Im erwünschten
Presto ist diese Fassung eher auf einem mechanischen Klavier zu realisieren.
Ich gebe sie daher Herrn Dr. Jürgen Hocker, um sie auf seinem Player
Piano aufzuführen....Die Aufführung durch einen lebendigen Pianisten
ist ebenfalls möglich, bei entsprechendem Arbeitsaufwand."
Étude No. 3.
"Touches bloquées"
(Übertragen für
Player Piano von Francis Bowdery)
Diese Etüde, bei der
die von einer Hand stumm gedrückten und gehaltenen Tasten von der
anderen Hand stumm überspielt werden, wurde ohne Änderung auf
das Player Piano übertragen.
Étude No. 8.
"Fém"
(Übertragen für
Player Piano von Francis Bowdery)
Étude No.
9. "Vertige"
(Übertragen für
Player Piano von Wolfgang Heisig)
Étude No. 12.
"L`escalier du diable"
(Bearbeitet für Player
Piano von Francis Bowdery)
Diese Etüde ist in
der bearbeiteten Form von Hand nicht spielbar.
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